Wer war der Künstler Franz Marc, der erstmals 1912 gemeinsam mit Kandinsky "Der Blaue Reiter" veröffentlicht hatte? Er malte blaue Pferde, rote Rehe und gelbe Kühe – und schuf damit Anfang des 20. Jahrhunderts eines der populärsten Werke der modernen Kunst.
Wilfried F. Schoellers große Biographie zeigt den Menschen hinter dem Klischee des Tiermalers, der Harmonie und der Idylle. Mit ihm zog die moderne Kunst auf Postern in Deutschlands Wohnzimmer ein. Wer aber war dieser Franz Marc, der vor 100 Jahren, gerade einmal 36 Jahre alt, im Krieg ums Leben kam? Was trieb ihn dazu, die Welt ganz neu zu sehen und zu malen?
Der Autor Wilfried F. Schoeller - von ihm sind im Carl Hanser Verlag "Deutschland vor Ort. Geschichten, Mythen, Erinnerungen (2005)" und "Alfred Döblin. Eine Biographie (2011)" erschienen - arbeitet in seiner reich illustrierten Biographie jenen Künstler heraus, dem man nicht auf Postkarten, sondern nur vor seinen Bildern begegnet. Er hat neue Quellen gefunden, die den "Maler und Soldaten" zwar von den Legenden - Kriegsfreiwilliger und nationaler Held - befreit, ihn aber in gewisser Hinsicht zwar fremder aber dafür auch lebendiger gemacht haben. Ein Europäer, für den Freundschaft über alle Grenzen hinaus kein leeres Wort war.
Dem Biografen ist es vorgekommen, als schreibe er in einem Familienalbum der großen künstlerischen Aufbruchsfiguren vor dem Ersten Weltkrieg. Eine Biografie über einen Künstler, der im "Gewitter der Reproduktionen" (wie zum Beispiel von dem seit 1945 verschollenen Gemälde "Der Turm der blauen Pferde") nicht untergegangen ist. Das sagte Wilfried F. Schoeller im Interview mit Andreas Ryll.
Am Sonntag, dem 6. März, um 17:35 Uhr ist auf arte "Franz Marc. Der letzte Ritt des Blauen Reiters" zu sehen. Anlässlich seines 100. Todestages rekonstruiert der Film die künstlerische Entwicklung und die letzten Lebensmonate von Franz Marc, der am Ende seines Lebens eine rätselhafte Wandlung durchlebt. Die Dokumentation lässt die fieberhafte Aufbruchszeit der modernen Avantgarde noch einmal miterleben.
Foto: Wilfried F. Schoeller 2015, Copyright: Martin Schoeller, Buchcover: Hanser Verlag