Der Brite David Mitchell gilt als einer der größten Erzähler der Gegenwart - ein literarischer Alleskönner. Wie schon in seinem Welterfolg "Der Wolkenatlas" gelingt Mitchell in seinem neuen Buch "Die Knochenuhren" wieder einmal das Kunststück, sechs Romane in einem unterzubringen. Und das macht er so brillant und mitreißend, dass dem Leser die fast 820 Seiten wie im Flug vorkommen.
"Die Knochenuhren" ist ein metaphysischer Thriller, der von der ersten Seite an fesselt. Die Geschichte wird mit viel Witz und Charme aus der Sicht der jugendlichen Heldin erzählt. Die heißt Holly Sykes und reißt von zu Hause aus, weil ihre große Liebe sie betrogen hat. Man schreibt das Jahr 1984, als Holly an einem verschlafenen Sommertag einer alten Frau begegnet, die ihr im Tausch für "einen Tag Asyl" einen kleinen Gefallen tut. Jahrzehnte werden vergehen, bis Holly Sykes genau versteht, welche Bedeutung die alte Frau dadurch für ihre Existenz bekommen hat. "Die Knochenuhren" folgt den Wendungen von Holly Sykes' Leben von einer tristen Kindheit am Unterlauf der Themse bis zum hohen Alter an Irlands Atlantikküste, in einer Zeit, da Europa das Öl ausgeht und die Apokalypse nicht mehr abzuwenden ist.
Ein Leben, das gar nicht so ungewöhnlich ist und doch punktiert durch seltsame Vorahnungen, Besuche von Leuten, die sich aus dem Nichts materialisieren, Zeitlöcher und andere kurze Aussetzer der Gesetze der Wirklichkeit. Denn Holly – Tochter, Schwester, Mutter, Hüterin – ist zugleich die unwissende Protagonistin einer mörderischen Fehde, die sich in den Schatten und dunklen Winkeln unserer Welt abspielt – und sie wird sich vielleicht sogar als deren entscheidende Waffe erweisen.
"Die Knochenuhren" ist ein metaphysischer Thriller, moralische Betrachtung und Chronik unseres selbstzerstörerischen Handelns – ein kaleidoskopischer Roman mit einer Vielfalt von Themen, Schauplätzen und Zeiten. Der Roman gilt wie sein "Cloud Atlas" erst einmal als unverfilmbar - bis es dann doch wieder jemand schafft und daraus ein 3-stündiges Film-Epos macht. Hoffentlich wieder der deutsche Regisseur Tom Tykwer mit ähnlich genialen Schauspielern wie Tom Hanks, Hugh Grant und Halle Berry.
Stimmen zum Buch
"Mit seinem tollkühnen Roman "Die Knochenuhren" schreibt David Mitchell den ersten Harry Potter für die gebildeten Stände. Was für ein Buch!" Die Welt
"…. nur wenigen gelingt es wie Mitchell, den Leser so aufzuwühlen, sowohl was die hinlänglich bekannte, als auch was die phantastische Welt betrifft."
The New York Times Book Review
Autor
David Mitchell, geboren 1969 in Southport, Lancaster, studierte Literatur an der University of Kent, lebte danach in Sizilien und Japan. Er gehört zu jenen polyglotten britischen Autoren, deren Thema nichts weniger als die ganze Welt ist. Für sein Werk wurde er u.a. mit dem John-Llewellyn-Rhys-Preis ausgezeichnet, zweimal stand er auf der Booker-Shortlist.
Sein Weltbestseller "Wolkenatlas" wurde von Tom Tykwer und den Wachowski-Geschwistern verfilmt. Für "Die Knochenuhren" erhielt Mitchell den World Fantasy Award. David Mitchell lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Clonakilty, Irland.
Gewinnspiel
Frage: Welches Album der "Talking Heads" liegt auf dem Plattenteller?
Die Antwort lautete: "Fear of Music" - gewonnen hat Kathleen Franzen aus Eupen.
Buchdetails
David Mitchell: Die Knochenuhren
Originaltitel: The Bone Clocks
aus dem Englischen von Volker Oldenburg
816 Seiten, 24,95 Euro
ISBN 978-3-498-04530-2
neu erschienen im Rowohlt Verlag
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Buchtipp-Redakteurin: Biggi Müller
Biggi Müller - Cover: Rowohlt Verlag/Foto: Leo van der Noort