Brot vom Vortag, das sich nicht mehr verkaufen lässt, Milch, die noch genießbar wäre, Kartoffeln, die nicht der Norm entsprechen, oder das termingerechte Wegwerfen von Lebensmitteln, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist: Rund 30 Prozent der weltweit produzierten Lebensmittel gehen irgendwo verloren. Das geht aus Zahlen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen - kurz FAO - hervor. Auf Ebene der Europäischen Union werden Jahr für Jahr knapp 59 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet. Das entspricht in etwa 131 Kilogramm verschwendeter Lebensmittel pro Person.
Eine Reduzierung der Verluste und der Verschwendung von Lebensmitteln könnte nicht nur dazu beitragen, den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Sie würde sich auch positiv auf den Klimawandel auswirken. Denn die Lebensmittelindustrie trägt erheblich zu den Treibhausgasemissionen bei. Daher ist die Reduzierung von Lebensmittelverlusten ein wichtiger Schritt, um sowohl die Ernährungssicherheit als auch den Umweltschutz voranzutreiben.
EU-Ziel: Halbierung der Verluste
Bis 2030 möchte die EU diese Verlustzahlen halbieren. Erste gezielte Schritte wurden seitens der EU schon unternommen, um das Problem der Lebensmittelverschwendung und Lebensmittelverluste aktiv anzugehen. So sind die Mitgliedstaaten zum Beispiel dazu angehalten, Lebensmittelverluste während der Erzeugung und des Vertriebs zu reduzieren, die Lebensmittelverschwendung in Haushalten zu verringern, Spenden von Lebensmitteln zu fördern und auch die Umsetzung der verschiedenen Maßnahmen zu überwachen und zu bewerten. Zu den Maßnahmen gehört beispielsweise auch, dass Überschüsse als Tierfutter oder zur Herstellung von Kompost verwendet werden.
Vielfältige Gründe
Es gibt eine ganze Reihe von Gründen dafür, dass derart viele Lebensmittel nicht verzehrt sondern entsorgt werden. Und diese betreffen quasi den gesamten Lebensweg der Waren: Bei der Produktion wird schon Ware aussortiert, weil sie - wie etwa im Falle von Kartoffeln oder Gurken - nicht der Norm entsprechen. Auch kommt es vor, dass Lebensmittel beim Verpacken, beim Transport oder bei der Lagerung beschädigt werden. Im Handel werden große Mengen Lebensmittel aussortiert, weil sie optisch nicht mehr einwandfrei sind oder weil das Mindesthaltbarkeitsdatum bald erreicht ist. Und nicht zuletzt verderben Lebensmittel beim Verbraucher, weil dieser über seinen Bedarf hinaus gekauft oder Lebensmittel im Kühlschrank vergessen hat.
Wer trägt die Schuld?
Die Schuldfrage für diese Situation ist nicht leicht zu beantworten. Zum einen erwartet der Verbraucher, dass der Apfel im Supermarktregal einwandfrei ist und keinen Makel aufweist. Auch möchte der Verbraucher seinen Lieblingsjoghurt im Regal vorfinden, so dass der Handel nicht weniger als 100 verschiedene Sorten Joghurt kennt. Zum anderen legt der Handel Normen fest, um dem Verbraucher ein sogenanntes einwandfreies Produkt zu verkaufen. Da kann es passieren, dass ein Kartoffelbauer 40 bis 50 Prozent seiner Ernte wegwirft, weil sie nicht den Normen der Supermärkte für Kartoffeln entspricht. Entweder sind die Kartoffeln zu klein oder zu groß oder haben Risse an der Seite, aber im Grunde genommen wären diese Kartoffeln für den Verzehr durchaus geeignet.
Dramatische Folgen
Mit jedem verdorbenen Kilogramm Brot, Reis, Fleisch oder einfach allem, was weggeworfen wird, werden wertvolle Ressourcen wie Wasser, Erde, Energie, Arbeit und Kapital vergeudet und wird vor allem das Klima angeheizt. Für den Anbau von Lebensmitteln werden viel Energie und Dünger benötigt und immer mehr Regenwälder zerstört. Wenn Nahrungsmittel auf der Müllkippe verrotten, entweicht zusätzlich Methangas, das bei der Erderwärmung 25 Mal so stark wirkt wie Kohlendioxid. Und das Schlimmste: Durch die Verschwendungssucht in der westlichen Welt verschärft sich der weltweite Hunger.
Maßnahmen
Verbraucher können etwas gegen die Verschwendung tun, indem sie zum Beispiel
- Mahlzeiten im Voraus besser planen,
- mehr saisonale und regionale Produkte kaufen,
- Lebensmittel korrekt lagern,
Interessant sind auch Initiativen wie das Foodsharing-Projekt, bei dem der Verbraucher etwa in Eupen, Büllingen, St. Vith, Kelmis, Raeren, Walhorn und Herbesthal in sogenannten Fairtailern seine Lebensmittel abgeben kann.
Eine wichtige Rolle spielt auch das Mindesthaltbarkeitsdatum von Lebensmitteln: Auch wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, können die Lebensmittel durchaus noch genießbar sein. Bevor ein abgelaufenes Produkt in den Müll oder auf den Kompost wandert, sollte der Verbraucher schauen, riechen und schmecken, ob das Lebensmittel noch gut ist.
Weitere Infos sind auf der Webseite der Verbraucherschutzzentrale abrufbar.
Infos: Bernd Lorch, Verbraucherschutzzentrale