Ob Sommer- oder Winterreifen - keine Reifenart sollte ganzjährig, sondern stets der Jahreszeit angepasst gefahren werden. Während Winterreifen bei warmen Temperaturen recht schnell verschleißen, verlieren Sommerreifen bei tieferen Temperaturen ihre Geschmeidigkeit.
Sieben-Grad-Grenze
Gerade der Trend zu immer breiteren Reifen führt dazu, dass die Sommerreifen deutlich weniger sicher sind, sobald die Temperatur unter sieben Grad Celsius sinkt. Denn ab sieben Grad verhärtet die Gummimischung des Sommerreifens zunehmend, während die Mischung von Winterreifen gewährleistet, dass diese Reifen auch bei extrem niedrigen Temperaturen von bis zu -40 Grad Celsius geschmeidig bleiben. Die meisten Pluspunkte sammeln Winterreifen dank des ausgeprägten Profils auf Schnee. Dieses sorgt für einen Verzahnungseffekt, was den Gripp, also die Haftreibung, erhöht. Und die zahlreichen Lamellen sollen zudem bei vereister Fahrbahn für eine bessere Haftung sorgen. Außerdem verkürzen Winterreifen den Bremsweg erheblich.
Auf Profiltiefe achten
Die belgische Straßenverkehrsordnung sieht vor, dass Winterreifen eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern aufweisen müssen. Das ist in den Augen zahlreicher Experten aber viel zu gering. So fordert Touring Secours beispielsweise eine Profiltiefe von mindestens 3,5 Millimetern, während der deutsche ADAC sogar eine Tiefe von mindestens vier Millimetern empfiehlt. Die Hersteller schlagen in dieselbe Kerbe: Ab drei bis vier Millimetern Profiltiefe haben Winterreifen deutlich schlechtere Werte, was die Matsch- und Schneetauglichkeit anbetrifft und das Aquaplaningverhalten nimmt ebenfalls entscheidend ab. Zum Vergleich: Ein neuer Winterreifen weist in der Regel eine Profiltiefe von acht bis neun Millimetern auf.
Allwetterreifen keine Lösung
Vor dem Hintergrund schneearmer Winter entscheiden sich manche Autofahrer für Allwetterreifen und wollen somit dem zwei Mal jährlich erforderlichen Reifenwechseln aus dem Weg gehen. Test-Achats rät davon ab. Denn auch wenn es in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gegeben hat, schneiden Allwetterreifen bei Tests höchstens zufriedenstellend ab, beispielsweise bei nassen Straßenverhältnissen. Sie sind also derzeit noch keine ernsthafte Alternative. Außerdem ist ihre Lebensdauer etwas kürzer als die von Winterreifen.
Winterreifenpflicht
In Belgien gibt es im Übrigen keine Winterreifenpflicht. In unseren Nachbarländern sieht die Sache hingegen anders aus. Schon seit Jahren gilt für Luxemburg eine Winterreifenpflicht bei winterlichen Straßenverhältnissen. Wer bei Schnee und/oder Eis von der Polizei mit Sommerreifen erwischt wird, muss ein Bußgeld in Höhe von 74 Euro zahlen.
Die Regelung in Deutschland ähnelt den Luxemburger Bestimmungen: Wer hier mit falscher Bereifung zwischen dem 1. November und dem 15. April erwischt wird, zahlt mindestens 60 Euro und wer zudem noch den Verkehr behindert - etwa, weil er an einer Steigung hängen bleibt - kann mit 80 Euro Bußgeld rechnen. Richtig teuer wird es, wenn ein Unfallverursacher bei Winterwetter ohne Winterreifen unterwegs war. In Österreich gibt es keine generelle Winterreifenpflicht aber eine Pflicht, die Winterreifen oder Schneeketten vorschreibt, sobald winterliche Straßenverhältnisse herrschen - das heißt: Schneematsch, Schnee oder zugefrorene Straßen. Wer sich nicht daran hält und erwischt wird, muss unter Umständen ziemlich tief in die Tasche greifen: Dann kann ein Bußgeld von bis zu 5.000 Euro fällig werden.
Weitere Infos gibt's im Netz unter vsz.be.
Infos: Bernd Lorch, Verbraucherschutzzentrale