Wer auf den Autobahnen in Europa unterwegs ist, der sieht immer mehr LKW mit osteuropäischen Kennzeichen. Die Fahrer aus Bulgarien oder Rumänien sind viel billiger als die hiesigen. Das schafft einen Wettbewerbsvorteil im Transportsektor. Dass Transporteure aus der EU auch überall in der EU ihre Dienstleistungen anbieten dürfen, ist erklärtes Ziel der Europäischen Union. Und so richten immer mehr westeuropäische Firmen eine Filiale in Osteuropa ein.
Dort stehen die osteuropäischen Fahrer dann unter Vertrag und touren durch ganz Europa. Sie bringen nicht nur Waren aus ihren Heimatländern hier her, sondern transportieren auch Güter innerhalb eines westeuropäischen Landes – das nennt man dann Kabotage. Kabotagefahrten sind aber nur eingeschränkt erlaubt, längst nicht jeder hält sich an die Regel. Bei den osteuropäischen Firmen handelt es sich oftmals nur um illegale Briefkastenfirmen.
Der Autobahnpolizist Raymond Lausberg aus Kelmis kennt die Kehrseite der Freizügigkeit der Unternehmer in Europa: Er nennt sie, wie viele andere auch: Sozialdumping mit menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen. Arbeitsplatzverlust bei den hiesigen Transportunternehmen ist die Folge.
Unfreiwilliges Leben im LKW
Die kostengünstigen Fahrer aus Osteuropa sind nicht selten Wochen, wenn nicht gar Monate fern der Heimat unterwegs - leben auf Rastplätzen und schlafen in ihren Wagen. Die EU hat zwar eine Verordnung zu den Ruhezeiten heraus gegeben. Darin enthalten sind auch regelmäßige, längere Ruhezeiten, die nicht im LKW verbracht werden dürfen.
Doch die Praxis sieht ganz anders aus. Das erlebt Raymond Lausberg, wenn er in der Provinz Lüttich LKW-Fahrer überprüft. Er und seine Kollegen in Belgien und Frankreich kontrollieren inzwischen intensiv, ob Ruhezeiten eingehalten werden – doch die Kollegen in Deutschland tun das nicht – so sein Vorwurf.
So kommt es, dass an Wochenenden in Belgien die LKW-Rastplätze leer und in Deutschland überfüllt sind. Sozialdumping im Transportsektor war das Thema einer Podiumsdiskussion, die das ZAWM im BRF-Funkhaus veranstaltet hat. BRF1 sendet am Sonntag, den 12. Juli zwischen 10 und 11 Uhr den Mitschnitt der Diskussion.
Es diskutieren:
Raymond Lausberg, Autobahnpolizist in Battice
Udo Schiefner (SPD), Mitglied des deutschen Bundestags
Isabelle Weykmans, DG-Ministerin für Beschäftigung
Edwin Atema, ehemaliger Berufskraftfahrer und Gewerkschafter
Bernd Kreutz, Transportunternehmer
Jan Bergrath, Journalist
Nachzuhören auch hier auf brf1.be
Olivier Krickel / Bild: Jan Bergrath
Ich finde es wird zu wenig kontrolliert.Was die in Belgien machen ist vollkommen ok.
Zum Thema Sozialdumping im Transportwesen.
Hatte mir erst heute den besagten Beitrag von vor einigen Wochen angehört!
Da ich zeitweise eine Trucker-Gattin war, kenne ich mich in etwa darin aus. Bestätigen kann ich aber nicht, das Entgelt, das der europäische Trucker angeblich erhalten soll, es sei denn damit ist das Brutto-Einkommen gemeint!
Ziemlich gestört hat mich der überwiegende wirtschaftliche Aspekt. Wenn ich auch zugeben muss, dass dies das Ausgangs-Thema war.
Mit keinem Wort wurde der familiäre Gesichtspunkt beleuchtet, z.B. die langen Trennungen und deren Auswirkungen in jeder Hinsicht. Medizinisch gesehen, behaupte ich, dass ich diesem Job, den vor ca. 15 Jahren erlittenen Herzinfarkt zu verdanken habe. Hatte den Vater meines Kindes mehrmals um einen Jobwechsel gebeten, vergeblich! Er war Trucker aus Leidenschaft, jedoch sehr korrekt mir gegenüber betreff Info, wann er nochmals zu erwarten sei