George Ezra versteht es seit langem, aus vielen Spalten des Lebens Freude herauszukitzeln: ein schief gelaufener Interrailing-Trip (Durchbruchssingle "Budapest"), Fehler machen ("Don't Matter Now"), eine brütende Hitzewelle (der Chart-Hit "Shotgun") - nichts bleibt von seinem überoptimistischen Blick verschont. Seine ersten beiden Alben, das 2014 erschienene "Wanted On Voyage" und das vier Jahre später veröffentlichte "Staying At Tamara's", versprühten Verspieltheit durch Posi-Pop-Songs, die mit Einblicken in die Erfahrungen des 29-Jährigen beim Umgang mit internationalem Ruhm gespickt waren.
Doch Ezras Geschichte ist noch vielschichtiger. Im Jahr 2020 öffnete sich der Sänger und Gitarrist über seine Kämpfe mit Zwangsstörungen und Angstzuständen. Beides gipfelte in seiner Erfahrung bei den BRITs 2019 - wo er den Preis für den britischen männlichen Solokünstler gewann - und ließ ihn aufgrund des Drucks, den Schein zu wahren, "am Boden zerstört" zurück, wie er der BBC sagte. Es war ein mutiges und starkes Eingeständnis eines Künstlers, dessen Karriere zu diesem Zeitpunkt mit Hypergeschwindigkeit aufstieg.
Auf dem überschwänglichen "Gold Rush Kid" staunt Ezra über seinen Status als einer der erfolgreichsten britischen Singer-Songwriter des letzten Jahrzehnts - sein Debüt erhielt kürzlich fünfmal Platin - mit einem Titelsong, in dem er sich über die unerwartete Natur seiner Situation wundert. "I'm the gold rush kid / Robbing the bank" (Ich bin das Goldgräberkind, das die Bank ausraubt), singt er über einem koffeinhaltigen Schlagzeug, das so anspruchsvoll und schwungvoll ist, dass es eine Conga-Linie anregen könnte. Es ist ein lustiges und kurioses Liedchen, doch das Songwriting positioniert Ezra frustrierenderweise als jemanden, der Glück hatte, statt als ehrgeizigen Künstler, der nach Jahren der Entbehrungen sein Schicksal selbst in die Hand nimmt.
An anderer Stelle ist dieses Thema jedoch zweitrangig gegenüber den Beschreibungen einer Krise, die durch den Kontrollverlust ausgelöst wird, wobei die helle, fast hausbackene Produktion die Aufgabe hat, unseren Erzähler auf dem Boden zu halten. Mit sanfter Akustikgitarre erkundet "I Went Hunting" das Thema Geisteskrankheit offen und ergreifend: "Stell dir vor, du hast einen Gedanken und denkst ihn dann wieder", wiederholt Ezra immer wieder, als ob er sich in einer Spirale befindet. Präzise Beispiele für Desillusionierung gibt es zuhauf: "Manila" verweist auf die betäubende Natur des Einsperrens, während bei "Fell In Love At The End Of The World" Ezras Gesang tief und schwer klingt, als würde er mitten aus einem Gewitter übertragen.
Sony Music