Die 55-jährige Australierin Kylie Minogue ist immer noch ein Superstar und eine regelrechte Unterhaltungsmaschine."Warum der Stress? Wegen des Nervenkitzels und der Kreativität. Ich liebe es - auch, wenn ich mich manchmal selbst frage, ob es nicht langsam Zeit zum Aufhören wäre. Dann verdreht mein Manager die Augen und sagt "Das tust du doch eh nicht"", erzählt die Sängerin bei einem Treffen zur Veröffentlichung ihres neuen Albums.
Ihr Arbeitsethos aus Albumproduktionen und Live-Auftritten macht Kylie Minogue zur Ausnahmekünstlerin: Sie ist eine der fleißigsten Vertreterinnen der Unterhaltungsindustrie - seit 36 Jahren. Eine selbstbestimmte Frau auf hohen Absätzen und im grünen Spitzenkleid, die ihre Pressetermine mit militärischem Drill absolviert: Im 20-Minuten-Takt und bitte ohne private Fragen. Der Fokus soll auf der Musik liegen.
"Tension", ihr 17. Album, bietet durchgestylten Dance-Pop mit starkem 80s-Vibe, viel Euphorie und Optimismus. Der Sound, den man von Kylie erwartet - und bekommt. Eben solide Pop-Unterhaltung, die eher ein bisschen altmodisch als hypermodern, bodenständig als experimentell anmutet. Oder wie sie es formuliert "Ich wollte etwas Frisches, Positives - wie es sich gerade viele Künstler auf die Fahne schreiben. Also einfach mal loslassen, kräftig ausatmen und tief einatmen. Das ist das Gefühl dieses Albums."
Das wirklich Überraschende an den elf Stücken ist dann auch weniger die Musik, sondern es sind die ziemlich offenherzigen Texte über Liebe, Beziehungen und Sex. Da glänzt Kylie mit eindeutigen Zweideutigkeiten wie "Touch me right there" oder "Kiss me where the sun don't shine", die man ihr so nicht zugetraut hätte. "Es ist ein Ausdruck von Selbstbewusstsein, denn normalerweise werfe ich nicht mit solchen Formulierungen um mich", so die Sängern. "Aber hier genieße ich es. Ich denke, ich muss das nicht groß erklären. Zumal es im Vergleich zur aktuellen Popmusik geradezu harmlos ist. Ich habe Spaß damit und zwinge es niemandem auf."
Kylie Minogue - mal lüstern und verrucht, aber immer mit mädchenhafter Unschuldsstimme. Ein Mix, der auch beim jungen Publikum ankommt: "Padam Padam" ist ihre erfolgreichste Single seit Jahren - und wirft die Frage auf, ob Altersdiskriminierung vielleicht auch mit musikalischer Qualität zu tun hat. Also ob alternde Künstler unglaubwürdig werden, wenn sie sich den neuesten Trends anbiedern. Dagegen wirkt Kylie geradezu zeitlos - sie ist einfach sie selbst. "Meine Motivation war nur, ein weiteres Album zu machen. Aber ich bin froh, damit gängige Vorurteile in Sachen Alter auf den Kopf zu stellen", so die Musikerin. Denn da müsse sich etwas ändern. "Wir werden heute mit so viel konfrontiert - und alle wissen, dass es nicht cool ist, voreingenommen zu sein."
BMG Rights Management