Nachdem Anastacia ihre riesige EU-/UK-Fanbase erst im Herbst 2022 mit der restlos ausverkauften "I’m-Outta-Lockdown"-Tournee zum Feiern gebracht hat, veröffentlicht die US-Amerikanerin ein ganz besonderes Studioalbum, mit dem sie vor allem ihre Verbundenheit zu Deutschland unterstreicht: "Our Songs" vereint englischsprachige Interpretationen ganz unterschiedlicher Tophits aus Deutschland. Für ihre deutschen Fans somit gleichermaßen vertraut und komplett neu, werden die Menschen in anderen Teilen der Welt zum ersten Mal überhaupt in den Genuss dieser Hitmelodien kommen.
Als Eröffnungstitel des Albums fungiert ihre Neuinterpretation jener inspirierenden Hymne, mit der Die Toten Hosen im Jahr 2012 alles abräumen sollten: Anastacias Coverversion von "Tage wie diese" ("Best Days") klingt dermaßen umwerfend und schlüssig - so als sei dieses Stück eigens für sie komponiert worden. "I've been waiting for this day to come, hope stayed alive inside me all along", heißt es im englischen Songtext, der übrigens wie das Original aus der Feder von Campino stammt. Spätestens wenn nach dem epischen Gitarren-Intro das Arrangement regelrecht explodiert, kann man sich Anastacias Interpretation dieses Pop-/Rock-Meilensteins nicht mehr entziehen: "like a siren, a secret song", der selbst die größten Zweifel und die dunkelsten Wolken am Lebenshorizont vertreiben kann, klingt ihre "Best-Days"-Aufnahme wie vertonte Lebensfreude - eingesungen mit maximaler Stimmgewalt. Weiter geht’s mit einem sehr viel jüngeren Deutsch-Pop-Hit: "Now or Never" ist ihre Interpretation von Johannes Oerdings "An guten Tagen", das dem Sänger seit 2019 allein bei YouTube und Spotify weit über 60 Millionen kombinierte Views/Streams bescheren sollte. Dass auch für Anastacia "nur Hier und Jetzt" zählt, spürt man dabei ab dem ersten Takt: "It’s now or never", singt sie voller Lebensfreude, spürt den Auftrieb des vergoldeten Originals ("wind beneath my wings") - und nutzt diesen Aufwind, um das Arrangement kurz vor Schluss gänzlich abheben zu lassen.
Aus "Lass dir nichts sagen/Nein, lass dir nichts sagen" wird "don’t listen to them, yeah don’t listen to them": Mal geht’s um Zuspruch, um bedingungslose Liebe und eine vertonte Schulter zum Anlehnen, wenn sie auf epische Arrangements und ganz viel Gefühl setzt ("Beautiful" ist ihre packende Version von Sarah Connors "Wie schön du bist", 2015), mal geht’s um einen Liebeschwur, der auch etwas Kämpferisches hat: "Fight, babe, I’ll fight/To win back your love again", heißt es im Text von "Still Loving You", jener zeitlosen Powerballade der Scorpions, die in ganz Europa die Top-5 eroberte, als Anastacia gerade mal 16 Jahre alt war. Auf den stürmischen "Monsoon" (vom gefeierten Debütalbum von Tokio Hotel, 2005) folgt eine packende Interpretation von "Geboren um zu leben", mit dem die Band Unheilig im Jahr 2010 einen massiven Hit landen konnte (Platz 2 in Deutschland, hinterher Top-10 der Jahrescharts). "Those memories, too many from the past": Auch Anastacia wird von diesen vielen Bildern aus der Vergangenheit verfolgt und nahezu überwältigt, auch sie findet erst im Refrain die Antwort darauf, wie dieses "life without you" überhaupt funktionieren kann.
"I might be more than just a fan for you" - so das thematisch passende Geständnis aus "Cello" (Udo Lindenberg), das ganz ohne Beat auskommt und in der Tat "so sweet and mellow" klingt, wenn schließlich auch das Titelinstrument loslegen darf. Peter Maffay tritt für die englische Version von "So bist du" - "Just You" - dann sogar mit ihr ans Mikrofon für ein Duett-Update und mit der ergreifenden "Symphony" überführt sie das Silbermond-Original in ihr Klanguniversum und lässt diesen Schlussstrich noch melancholischer klingen.
Bevor sie mit "Do you really want to live forever?" eine existentialistische Frage beantwortet, die dank Alphaville auch nach Jahrzehnten täglich im Radio gestellt wird, widmet sie sich der Gold-Debütsingle von Reamonn aus dem Jahr 2000: "I’m a supergirl and supergirls just fly", singt Anastacia - und allein ihre Stimmgewalt sorgt dafür, dass der legendäre Refrain in noch höhere Sphären abhebt. Selbst ein unverwechselbares "Supergirl", beginnt Anastacia die neue Single mit einem ruhigeren Gitarrenarrangement, das reichlich Platz für ihre Stimme lässt, um schließlich eine massive XL-Hymne abzuliefern, die wiederum vollkommen neu und absolut vertraut zugleich klingt (diese Stimme, diese Melodie …). Emotionaler Schlusspunkt ist ein #2-Hit (#1 in Österreich), der im Jahr 1994 nonstop rauf und runter lief: "Sometimes I wish I were an angel/Sometimes I wish I were you" - auch diese Zeile aus "An Angel" (The Kelly Family) klang selten so umwerfend wie hier.
Von 100 Prozent Pop bis hin zu stadiongroßen Rock-Radiohymnen bringt ihr Album inspirierende Klassiker aus unterschiedlichen Genres und Jahrzehnten zusammen - und präsentiert diese Highlights der deutschen Musikgeschichte damit erstmals auch einem internationalen Publikum. "Ich liebe es, etwas Neues auszuprobieren", kommentierte sie die Kernidee ihres achten Studioalbums bereits im Vorfeld und bezeichnete den Longplayer im selben Atemzug als ein Projekt, "das es so noch nie gegeben hat".
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