Coldplay war binnen eines Jahrzehnts von einem Geheimtipp zu einer Erfolgsband geworden, die mit dem Mix aus Melancholie und schneidenden Gitarrenriffs Stadien füllt. Der entwaffnende Hit „Viva La Vida“ machte die Briten 2008 endgültig zu Weltstars. Das neue Album zeigt einmal mehr, wie sehr die Musik von Coldplay den Gemütszustand von Chris Martin widerspiegelt. „Selbstzweifel und Depression sind genauso wie Glücksgefühle nützlich, wenn man sie bändigen kann“, sagte der 38-Jährige dem „Wall Street Journal“.
Es wirkt, als wollte Coldplay schnell das vorherige, durch und durch traurige Album „Ghost Stories“ aus dem Gedächtnis der Fans verdrängen. Nur eineinhalb Jahre später – doppelt so schnell wie sonst üblich – legte die Band am 4. Dezember mit „A Head Full of Dreams“ nach. Die Songs des siebten Coldplay-Albums klingen wieder merklich fröhlicher, sofern das für eine Band gilt, die an sich für gepflegte Melancholie steht.
In „Ghost Stories“ verarbeitete Frontmann Chris Martin ganz offensichtlich das Scheitern seiner Ehe mit Schauspielerin Gwyneth Paltrow nach einem Jahrzehnt. Die Lieder ertranken in Melancholie, bis hin zum fast schon zu überschwänglichen Schlusspunkt „A Sky Full Of Stars“, in dem Klavier-Akkorde von entfesselten Tanz-Beats gejagt wurden. Passend zu der Stimmung des Albums ging Coldplay nach „Ghost Stories“ nicht auf Tour, sondern ins Studio, um gleich neue Songs aufzunehmen.
Er hat inzwischen eine neue Freundin, die Schauspielerin Annabelle Wallis. Ihre Stimme ist ebenso wie die von Martins Kindern und auch von Gwyneth Paltrow auf dem Album zu hören. Schreiben sei eine Therapie, sagt Martin. „Man nimmt ein Blatt Papier und einen Stift und schreibt zwölf Minuten lang alles auf, was einem einfällt, unredigiert, unzensiert, nur um es aus dem Kopf zu bekommen.“ Dann sollte man das Ergebnis wegwerfen und sei bereit zum richtigen Schreiben.
Infos: Andrej Sokolow, dpa - Foto: Julia Kennedy/Warner