Karrierekiller Kind - Evelyn Borowski, einst Ärztin im Krankenhaus, ist mit der Geburt ihrer Tochter plötzlich nur noch Mutter und Ehefrau. Zwar wird sie immer noch "Frau Doktor" genannt - aber nur, weil ihr Mann denselben Beruf hat.
In Alena Schröders zweitem Roman hadert die Hauptfigur in den 1950er Jahren mit ihrer Mutterrolle. Mutter sein, das sei doch das schönste der Welt, vermittelt ihr die Gesellschaft in der schwäbischen Provinz. Doch Evelyn fühlt anders: "Seit Jahren mühte sie sich ab. Hatte alles aufgegeben, war ihr wichtig war". Trotz ihrer Opfer fühlt sie sich als Versagerin, die der neuen Rolle nicht gewachsen ist.
Autorin Alena Schröder ist selbst Mutter und beleuchtet auf 336 Seiten, dass Muttersein nicht nur das große Glück, sondern auch Zurückstecken und Erwartungsdruck von außen bedeutet. Dabei verwebt sich Evelyns Geschichte mit der ihrer Tochter Silvia, die 1989 dann selbst frisch gebackene Mutter ist. Und plötzlich mit dem Baby bei ihrer Mutter vor der Tür steht.
Schröder erzählt die Geschichte in kurzen Episoden, die stets eine der beiden Frauen in den Mittelpunkt stellen. Durch diese Erzählweise lernt die Leserschaft die Protagonistinnen nach und nach besser kennen. Zeitsprünge und der häufige Perspektivenwechsel lassen einen Abstand zwischen den beiden Figuren entstehen, die ein schwieriges Verhältnis zueinander haben. Alte Wunden, viel Unausgesprochenes, ein Missbrauch, wenig Anerkennung - der Roman ist dicht geschrieben und enthält viel Schmerz und Schwere.
Schröder erzählt aber auch unterhaltsam und verknüpft die Erzählstränge wie in "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" geschickt miteinander. In ihrem neuen Roman tauchen Namen aus dem ersten Werk auf, eine klassische Fortsetzungsgeschichte ist er dennoch nicht, stattdessen stehen andere Figuren im Mittelpunkt.
Auf dem Ildinger Friedhof hinter der gotischen Kirche aus hellem Sandstein ging Silvia die sauber geharkten Kiesreihen ab. Am Familiengrab der Borowskis setzte ihr Herzschlag einen Moment aus, als ihr auffiel, dass ein Stein fehlte. Ein Stein, der eine Frage beantwortet hätte, die sie nie gestellt hatte, weil sie sicher war, die Antwort zu kennen. Es gab keinen Stein für Tante Betti.
BRF-Buchtipp - Alena Schröder: Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
Stimmen zum Buch
"Es hat mich mit Macht hineingezogen in eine Mutter-Tochter-Frauen-und-Familien-Geschichte, aus der man nach 318 Seiten mit dem verträumten Gefühl wieder zu sich kommt, man habe eine Zeitreise gemacht." Stern, Christine Westermann
"Es ist ein durchweg unterhaltsamer wie bewegender Roman, ohne sprachliche Eitelkeiten, auf Augenhöhe mit Leserinnen und Lesern, schnörkellos, aber nicht trocken. Ein tolles Buch." NDR - Kultur
"Alena Schröders Debüt 'Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid' war ein Mega-Erfolg. Für alle, die davon so begeistert waren wie ich, ist ihr neuer Roman nun wie nach Hause kommen." Brigitte, Angelika Wittmann
"In ihrem Roman beschreibt Alena Schröder eindringlich, wie die Diskrepanz zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und individuellem Glück zwischen Mütter und ihre Kinder geraten kann." Bayern 2
Autorin
Alena Schröder, geboren 1979, arbeitet als freie Journalistin und Autorin in Berlin. Sie hat Geschichte, Politikwissenschaft und Lateinamerikanistik in Berlin und San Diego studiert und die Henri-Nannen-Schule besucht. Nach einigen Jahren als Redakteurin in der "Brigitte"-Redaktion arbeitet sie heute frei u.a. für die "Brigitte", das "SZ-Magazin" und "Die Zeit". Sie ist Autorin mehrerer Sachbücher sowie fiktionaler Bücher. Ihr Romandebüt "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" stand wochenlang auf Platz zwei der Spiegel-Bestsellerliste und wurde in sieben Sprachen übersetzt.
Gewinnspiel
BRF1 Online verlost zwei Exemplare. Gewinnfrage: Welche Farbe hat der Polo? Antwort: rot
Gewinnerinnen sind Brigitte aus Kettenis und Petra aus Aachen.
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Buchdetails
Alena Schröder - Bei Euch ist es immer so unheimlich still
336 Seiten - 24,00 Euro
ISBN 978-3-423-28339-7
Neu erschienen im dtv Verlag
Die Bücher des BRF-Buchtipps sind bei Logos und Thiemann erhältlich.
Buchtipp-Redakteurin: Biggi Müller
Biggi Müller (dpa)